Nobelpreis für Wirtschaft 2011

Der Nobelpreis für Wirtschaft 2011 ging an die beiden amerikanischen Professoren Thomas J. Sargent und Christopher A. Sims. Bereits in den 1970er und 1980er Jahren hatten die beiden Ökonomen Forschungen auf dem Gebiet der Makroökonomie durchgeführt und dabei unabhängig voneinander Methoden entwickelt, um die Auswirkungen wirtschaftspolitischer Entscheidungen auf die Realwirtschaft zu überprüfen. So haben sie z. B. die Zusammenhänge zwischen Wirtschaftspolitik und volkswirtschaftlichen Variablen wie Bruttoinlandsprodukt, Inflation, Beschäftigung und Investitionen untersucht.

Christopher A. Sims
Christopher Albert Sims wurde am 21. Oktober 1942 in Washington, D.C. geboren. 1963 schloß er sein Studium an der Harvard University mit dem Bachelor in Mathematik ab. 1968 promovierte er dort zum Ph.D. in Wirtschaftswissenschaften. 1970 wechselte er an die Universität von Minnesota, an der er 20 Jahre lang lehrte. Ab 1990 hatte er eine Henry Ford II Professur an der Yale University, bevor er 1999 nach Princeton ging. An der Princeton University war er zunächst als Professor für Ökonomie tätig, bevor er 2004 eine Harold H. Helm ’20 Professur für Economics and Banking bekam.

Seit 1975 ist Sims Mitglied der Econometric Society (seit 1995 als Präsident), seit 1988 der American Academy of Arts and Sciences und seit 1989 der National Academy of Sciences.

Bei seinen Arbeiten geht Sims der Frage nach, welche unterschiedlichen Wirkungen erwartete und unerwartete Ereignissen auf die Realwirtschaft haben. Auf der Basis sogenannter vektorautoregressiver Modelle entwickelte er eine Methode, mit deren Hilfe die Auswirkungen kurzfristiger Änderungen in der Wirtschaftspolitik eines Landes auf dessen tatsächliche Wirtschaftsleistung analysiert werden können. Er untersuchte außerdem, wie sich unvorhergesehene Ereignisse nach und nach auf die verschiedenen volkswirtschaftlichen Größen auswirken.

Thomas John Sargent
Thomas John Sargent wurde am 19. Juli 1943 in Pasadena, im US-Bundesstaat Kalifornien, geboren. 1964 machte er in Berkeley an der University of California seinen Bachelor-Abschluss und promovierte 4 Jahre später an der Harvard University zum Ph.D. Im Anschluss diente er bis Ende 1969 als Offizier in der US-Armee.
Ab 1970 folgten Lehrtätigkeiten an den Universitäten von Pennsylvania und Minnesota. Von 1991 bis 1998 hatte er die David Rockefeller Professur an der Universität von Chicago inne, von 1998 bis 2002 die Donald Lucas Professur an der Stanford University in Kalifornien. Seit September 2002 ist er Berkeley Professor für Economics and Business an der New York University, wo er sich vor allem mit den langfristigen Folgen systematischer Politikwechsel befasst.

Bereits 1983 wurde Sargent zum Mitglied der National Academy of Sciences und der American Academy of Arts and Sciences. Seit 1987 ist er außerdem Senior Fellow am Hoover Institut der Stanford University in Kalifornien.
1996 gewann er den Nemmers Preis für Wirtschaftswissenschaften. Eine Auszeichnung, die alle zwei Jahre von der Northwestern University in Evanston (Illinois) für Beitrage von bleibender und herausragender Bedeutung auf dem Gebiet der Wirtschaftswissenschaften vergeben wird.
2011 erhielt er den NAS Award for Scientific Reviewing.

Sargent gilt als Mitbegründer der neuen klassischen Makroökonomie und kritisierte den bis in die 1970er Jahre vorherrschenden Keynesianismus. Die von ihm aufgestellte These zur Politikineffektivität räumt dem Staat bei der positiven Beeinflussung der wirtschaftlichen Entwicklung nur wenig Handlungsspielraum ein. Laut Sargent hat eine systematische und deshalb vorraussehbare Geldpolitik keinen realen Einfluss auf die Wirtschaft.

Makroökonomie
Der Begriff Makroökonomie entstand in den 1930er Jahren und betrachtet, im Gegensatz zur Mikroökonomie, die Volkswirtschaft als Ganzes. Dabei befasst sie sich mit dem gesamtwirtschaftlichen Verhalten ganzer Sektoren, wie z. B. dem Haushaltssektor oder dem Unternehmenssektor. Sie untersucht die ökonomischen Aktivitäten dieser Sektoren und stellt sie in Form von Aggregatvariablen dar, wie gesamtwirtschaftlichem Konsum oder gesamtwirtschaftlichem Güterangebot. Die Makroökonomie ist eine Analysemethode, die das Wirtschaftsgeschehen in seiner Gesamtheit betrachtet und gesamtwirtschaftliche Fragestellungen untersucht.

Der Nobelpreis für Wirtschaft
Der Nobelpreis für Wirtschaft gehört nicht zu den fünf Nobelpreisen (Frieden, Literatur, Medizin, Physik und Chemie), die auf das Testament des schwedischen Unternehmers und Erfinders Alfred Nobel zurückgehen. Er wurde von der schwedischen Reichsbank anläßlich ihres 300 jährigen Bestehens gestiftet. Der Preis, der erstmals 1969 vergeben wurde, heißt offiziel «Preis der Reichsbank Schwedens für die ökonomische Wissenschaft zum Andenken an Alfred Nobel».
2011 ging die Auszeichnung an die amerikanischen Wirtschaftsprofessoren Thomas J. Sargent und Christopher A. Sims für ihre Arbeiten über Ursache und Wirkung zwischen politischen Maßnahmen und Wirtschaft. In der Begründung der schwedischen Akademie heißt es, mit seinen Forschungen hätte Sims gezeigt, wie sich kurzfristige oder unerwartete Änderungen der Wirtschaftspolitik auf die reale Wirtschaft auswirken. Weltweit würden Finanzministerien und Nationalbanken seine und Sargents Methoden nutzen, um bessere Prognosen erstellen zu können. Beide Modelle seien zudem von großer Bedeutung, um Ursachen und Wirkungen von Krisen zu erkennen.
Kritik gab es, weil sowohl Sargent als auch Sims bei ihren Modellen von rational handelnden Akteuren ausgehen.
Doch für die beiden Ökonomen ist klar: die Menschen versuchen, ihren Nutzen zu maximieren und handeln deshalb rational. Aus disem Grund können z. B. Zentralbanken die Wirtschaft auf Dauer nicht mit niedrigen Leitzinsen stimulieren. Weil Verbraucher dann eine steigende Inflation erwarten und entsprechend handeln.

Der Nobelpreis für Wirtschaft ist mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotiert und ging zum wiederholten Mal an Wissenschaftler aus den USA.

(Bild: Holger Motzkau, Wikipedia/Wikimedia Commons (cc-by-sa-3.0))

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